Der Held des Handwerks in Göteborg
Fabricio Gatica lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in einer gemütlichen Wohnung mit vielen selbstgebauten Möbeln im Stadtteil Majorna in Göteborg. Woher sein starkes Interesse am Handwerk kommt, weiß er allerdings nicht so recht – seine chilenischen Eltern sind beide keine Handwerker. Schon als Kind wusste Fabricio, dass er mit seinen Händen etwas schaffen wollte. Er erinnert sich daran, dass er als Kind eine eigene kleine Werkstatt hatte, die Teil eines fensterlosen Schranks war und in der er stundenlang sitzen und schnitzen und mit Holzstücken kreativ sein konnte.
,,Das war mein kleines Universum“, sagt er mit einem Lächeln.
Dort wurde der Grundstein für die Leidenschaft gelegt, die sein Leben prägen sollte, eine Entscheidung, die sein Vater von ganzem Herzen unterstützte.
Sie entwickelte und verstärkte sich während seiner aktiven Zeit bei den Pfadfindern und später in der Handwerksschule, wo er einen großartigen Lehrer hatte, der Fabricios Interesse ebenfalls förderte und anerkannte. Heute hat er eine kleine Tischlerwerkstatt gegenüber dem Haus der Familie, in der er so viel Zeit wie möglich verbringt. Oft schleicht er sich abends dorthin, wenn die Kinder schon schlafen, um ein paar Stunden mit seinen Werkzeugen zu verbringen, die er gerne auf Flohmärkten kauft.
„Schweden hat eine gute Tradition für solide und gut gemachte Werkzeuge“, erklärt er.
Sein persönlicher Favorit ist der Hobel, den er sich sogar auf den Zeigefinger tätowieren ließ, als Symbol für seine Liebe zur traditionellen Handwerkskunst.
Fabricio unterrichtete zuvor auch als Berufsschullehrer im Studiengang Hoch- und Tiefbau und beschreibt begeistert, wie sehr er es genießt, jeden Schüler auf seinem eigenen Niveau zu treffen. „Es geht darum, sie auf der Grundlage ihrer eigenen Fähigkeiten und ihres Willens zu inspirieren“, sagt er.
Parallel zu seiner Lehrtätigkeit macht er eine Ausbildung zum Gesellen, ein Symbol des Handwerks, von dem er schon lange träumt. Aber Fabricio ist mehr als nur Lehrer und Handwerker – er ist auch der Vorsitzende eines örtlichen Hobbyvereins mit mehr als 200 Mitgliedern, wo er sich für die Förderung des Interesses am Handwerk einsetzt.
Der Verein ist ein Rettungsanker für viele seiner Mitglieder, vor allem für Rentner, die im handwerklichen Schaffen sowohl Gemeinschaft als auch Sinn finden. Trotz des großen Engagements gibt es für eine gemeinnützige Organisation große Herausforderungen, wie die Instandhaltung von Räumlichkeiten, Maschinen, Werkzeugen und anderen Ausrüstungsgegenständen, da die Finanzen oft knapp sind. „Es ist schade, dass die Studienvereinigungen weniger finanzielle Unterstützung erhalten haben“, überlegt Fabricio.
„Für viele ist es nicht nur ein Hobby – es ist eine Möglichkeit, Ruhe und Frieden in einem stressigen Alltag zu finden.“
Wir besuchen auch das Kunsthandwerkszentrum in Nääs, wo Fabricio Wochenendkurse anbietet, darunter den beliebten Kurs „Kunsthandwerk für Ängstliche“. In dieser schönen Umgebung, umgeben vom herbstlichen Sonnenlicht, das durch die großen Fenster strömt, lassen sich sowohl Schüler als auch Lehrer inspirieren. Hier, mit den Hobeltischen vor sich und den Gemälden von Otto Salomon an den Wänden, sind die Tradition des Handwerks und die Hoffnung auf seine Zukunft spürbar.
Fabricio Gatica setzt sich leidenschaftlich dafür ein, die Freude am Handwerk zu bewahren und weiterzugeben, und sein Engagement ist ansteckend für alle, die er trifft. Er lebt, um zu schaffen, zu lehren und zu inspirieren – und seine Welt ist erfüllt von der Freude am Schaffen, sowohl in seiner eigenen Werkstatt als auch bei den Begegnungen mit anderen Handwerksbegeisterten.