Wichtig sind Gehör, Materialkenntnis und Fingerspitzengefühl
Chantal van Lierop hat sich als Instrumentenbauer auf den Kontrabass spezialisiert. In der kleinen südschwedischen Gemeinde Stockaryd betreibt sie eine Werkstatt – inzwischen Ziel von Musikern aus aller Welt.
Chantal wuchs in den Niederlanden auf und ist eigentlich Rechtsanwältin. Ihr Mann ist Kontrabassist. Auf der Suche nach einer neuen Heimat unternahm das Paar viele Reisen innerhalb Europas. Ein Reiseziel führte die beiden nach Glasgow und hier absolvierten sie eine Ausbildung im Instrumentenbau. Dies war die Grundlage zur späteren Firma „Van Lierop Bowed Instrumente“.
– In Glasgow betrieb ich viele Jahre ein Geschäft mit Werkstatt, aber auch hier kam der Wunsch nach Veränderung auf. Wir wollten dem Leben noch mehr abgewinnen und suchten nach Ruhe und Frieden im Grünen, nach einem Platz, an dem man Wasser mit Schwimmen im See verbindet und nicht mit Regen auf Asphalt und Beton. Das was wir suchten, hatten wir bereits: ein Ferienhaus in Stockaryd in Südschweden.
Als Instrumentenbauer kombiniert Chantal ihre Vorliebe für Musik und Handwerk. Neugier, handwerkliche Geschicklichkeit und ein gutes Gehör sind Grundelemente dieser abwechslungsreichen Tätigkeit.
– Immer noch verblüfft mich die Vielseitigkeit von Holz. Eine einzige Holzart vermag es je nach Behandlung – etwa mit einem dünnen Hobel – eine Vielzahl an verschiedenen Tönen hervorzubringen und behält dennoch seine Stärke. Meine Vorliebe für den Kontrabass hat auch damit zu tun, dass man so viele Einzelteile zur Justierung des Tons einsetzen kann. Allerdings gibt es kein Lehrbuch, an das man sich halten könnte.
Stockaryd wurde so zum Ziel für Kunden, die einen Kontrabass kaufen, reparieren oder restaurieren lassen wollen. In Erinnerung blieb ihr ein Kontrabassist aus Zürich, ein Musiker mit dem absoluten Gehör:
– Viele Kunden kommen wieder und mit Blick auf klassische Instrumente ist Vertrauen das Wichtigste. Als ein heutiger Stammkunde mich das erste Mal besuchte spürte ich seine Nervosität und wie schwer es ihm fiel, mir sein Instrument zu überlassen. Beim Abholen spielte er zur Probe. Und zwar mit lächelnder Miene! Solche Erlebnisse inspirieren und motivieren!
Ein Instrument ist eine Verlängerung des Spielers und deshalb ist die Verbindung zwischen Instrumentenbauer und Musiker so wichtig. Ein Musiker kann Ton und Gefühl, das er erreichen will, beschreiben, hat allerdings weder das Werkzeug noch die Kenntnis, um diese Vision praktisch umzusetzen. Hier kommt Chantal ins Spiel:
– Ein großer Teil meiner Arbeit besteht aus der Anpassung des Instruments an die Statur und den Stil des Kunden. Er braucht diese Unterstützung, und begreift sofort die Unterschiedlichkeit der Instrumente.
Chantal baut Instrumente in allen möglichen Preisklassen, sie legt dabei besonderen Wert auf die Spielbarkeit und Klangeigenschaften. Obwohl sie selbst behauptet, dass sich die Handwerkskunst je nach Preis unterscheidet, spielt egal welches Instrument sie herstellt, das Werkzeug und das Zubehör eine sehr wichtige Rolle. Seit nun 15 Jahren arbeitet sie an einer Sjöbergs Hobelbank und das auch noch in direkter Nachbarschaft zum Sjöbergs Werk.
– Da, wo ich gerade lebe und arbeite gefällt es mir sehr. Und es erfüllt mich mit Stolz, dass die von mir gebauten Instrumente in Musikhäusern auf der ganzen Welt zu hören sind. Es fühlt sich ein bisschen so an, als ob ich mit jedem neuen, reparierten oder restaurierten Instrument die Möglichkeit hätte, im Zeichen der klassischen Musik immer weiter zu reisen, resümiert Chantal.