Tobias baut Gitarren für die Musikelite dieser Welt

Sein Musiklehrer hielt ihn für unmusikalisch! Heute verdient er seinen Lebensunterhalt dank seines natürlichen Zugangs zur Musik! Dies ist ein Bericht über die Bewältigung von Zweifeln und dem leidenschaftlichen Umgang mit einer Handwerkstradition. Es geht um die Liebe zur Musik und die Erfüllung eines Lebenstraums. Wir sprechen mit dem Gitarrenbauer Tobias Berg und seine weltweit verkauften Instrumente.

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Für Tobias Berg ist Musik eine Kunst, nicht irgendeine, sondern die, die er am höchsten schätzt und der er sich am meisten verbunden fühlt. Er ist der Meinung, Musik erfordere – wie jede Kunst – eine völlige Aufmerksamkeit. Zuhören ist ein Verb, eine aktive Entscheidung, die, im Gegensatz zur Hintergrundbegleitung beim Essen oder der Unterhaltung beim Staubsaugen, der Musik einen höheren Sinn verleiht.

„Musik steht für ein konzentriertes und tief empfundenes Gefühl. Frank Zappa und seine ganz besondere Art des Gitarrenspiels retteten mich durch die Pubertät. Nur dank solcher Musiker wie Ralph Towner, Stefano Grondona, Bill Frisell, Keith Jarrett, Tom Waits und Mark Knopfler konnte ich mich weiterentwickeln. In meinen Ohren sind sie die wahren Meister, die dank ihrer Vielfalt emotionale Klangwelten erschaffen können.“

Seine erste klassische Gitarre baute er 1995 parallel zu einer administrativen Tätigkeit an der Volkshochschule in Helsingborg. Er brauchte dafür nur ein paar Wochen und erkannte, dass das Bauen einer Gitarre sein Weg sein könnte, sich jeden Tag erfüllend mit Musik zu befassen.

„Das war wie ein Ruf und ich fasste den Entschluss, so gut es irgend geht, Gitarren zu bauen.
– Ich nahm zunächst an einem Abendkurs für Möbelschreiner teil, dann an einem Sommerkurs für akustisches Gitarrenbauen und 1996 reiste ich nach Kanada, um einen weiteren Kurs zu belegen. Die Ausbildung setzte ich im Newark & Sherwood College in England fort und erwarb dort auch den Gesellenbrief“, berichtet Tobias.

Danach war Tobias sechs Jahre als Gitarrenbauer bei der Firma Lakewood Guitars in Deutschland tätig und erhielt abschließend nach 3-tägiger Prüfung seinen Meisterbrief in Mittenwald, (einer Hochburg des Instrumentenbaus in Bayern). Mit dem Meisterbrief in Händen begann er eine selbständige Tätigkeit und seit 20 Jahren baut er Gitarren mit eigenem Namen als Markenzeichen und Qualitätssiegel. Damals wie heute will er klingende Instrumente bauen, die die Menschen zum Spielen anregen.

„Kinder vergessen Zeit und Raum im Spiel. Das können Erwachsene auch, aber wir müssen uns diese Stunden gönnen und genießen. Gern noch weitere fünf Minuten spielend sitzen bleiben…
„Mein Ziel ist es Instrumente zu bauen, die die Menschen animieren, einfach immer nur weiterzuspielen, und sie in die spielerische Dimension der reinen Freude zu führen. Dann ist meine Arbeit gelungen“, sagt Tobias.

Der Gitarrenbau ist ein altes Kunsthandwerk, das durch die heutige Betonung von Effizienz und Massenproduktion zunehmend in Frage gestellt wird.Für Tobias ist der Gitarrenbau ein Balancieren zwischen klassischen Herstellungsmethoden und moderner Technik. Er möchte die Tradition der Schöpfung und den damit verbundenen Stolz auf die Handwerkskunst bewahren und weitergeben.

„Ich habe großen Respekt vor dem Können der alten Meister. Nichtsdestotrotz nutze ich Maschinen, die gewisse Arbeitsmomente einfacher und effektiver bewältigen. Um etwa die Leisten auf dem Griffbrett zu platzieren, verwende ich eine CNC-gefräste Schablone. Aber das Meiste wird traditionell immer noch per Hand gemacht. Dieser menschliche Faktor ist ganz entscheidend, wenn es darum geht, den speziellen Charakter einer Gitarre zu entwickeln. Es kommt eben auf die Details an“, sagt Tobias.

Die Philosophie der Handwerkskunst steht im Einklang mit dem japanischen Lebensstil des Wabi-Sabi, bei dem es darum geht, Reduktion und Unvollkommenheit zu akzeptieren. Tobias fügt hinzu, dass er selbstverständlich die besten Gitarren bauen will und er bei jedem Instrument einfach nur nach Perfektion strebt. Das menschliche Vermögen, nach dem Besten zu streben, stimmt ihn demütig. Die japanische Ästhetik war immer eine Inspirations-quelle für Tobias und vor etwa 20 Jahren führte ihn eine erste Reise nach Japan. Trotz dieser Einflüsse haben die ihm gebauten Gitarren ihren unverwechselbaren Klang.

„Das besondere Profil ist tatsächlich von japanischen Pagoden beeinflusst. Die Kenn-zeichnung meiner Gitarren sind einfache Rosetten und das Etikett innen. Hinsichtlich des Klanges soll meine Gitarre neutral und dabei vielschichtig sein, so dass der Spieler Zugang zu einer Palette von Klängen und Nuancen erhält“.

Sein berufliches Geschick hat Tobias in drei Ländern mit drei ganz unterschiedlichen Ausbildern vervollkommnet. Dadurch lernte er verschiedenste Methoden des Gitarrenbaus kennen und konnte auch einen persönlichen Stil entwickeln.

„Ich baue in der spanischen Tradition. Zunächst wird der Hals mit dem Deckel geleimt, dann das Gehäuse und letztendlich das Rückenstück. Ich arbeite mit soliden Deckeln, Hautleim und Schellack-Lacken. Das ist noch die alte Schule“, sagt Tobias.

Er beschreibt seinen Schaffensprozess als dynamisch. Er nutzt keinen Zeichentisch, sondern baut Stück für Stück, Schritt für Schritt nur an seinem Werkstück. Dazu hat er sich in seiner Werkstatt beste Voraussetzungen geschaffen, mittendrin steht eine Sjöberg Hobelbank.

„Die Hobelbank ist so schwer und stabil, dass sie einen Menschen geradezu erdet. Eine Werkstatt ohne Hobelbank kann ich mir nicht vorstellen, es ist, als wolle man eine Gitarre ohne Werkzeug bauen. Jetzt habe ich eine Elite 1500 mit Verlängerung und stelle fest, dass ich sie vor 20 Jahren hätte anschaffen sollen. Aber besser jetzt als nie“ bekennt er abschließend.

Seit kurzem gehört Tobias zu den Marken-Botschaftern der Firma Sjöberg und sieht positiv in die Zukunft. Bald will er die Herstellung seiner 150. Gitarre feiern, dies als Meilenstein auf seinem musikalischen Berufsweg. Gewiss wäre dieser Weg ganz anders verlaufen, wenn erseinerzeit auf seinen Musiklehrer gehört hätte… Glück für alle, dass er nur auf sich selbst hörte und sich von seinem Herzen führen ließ.

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